223
Ansicht vom Ablaß hatten. Der gemeine Mann hielt den eingelösten
Ablaßzettel für einen Nachlaß der Sündenschuld selbst, ohne an die
von der Kirche vorgeschriebene Buße und Besserung zu denken. Die
Ablaßprediger versäumten oft die Pflicht, diesen verderblichen Wahn zu
bestreiten und das Volk über das Wesen des Ablasses und die Art
und Weise, ihn zu gewinnen, zu belehren.
Die meisten Vorwürfe werden in dieser Hinsicht dem Dominikaner-
mönch Johann Tetzel aus Leipzig gemacht. Der damalige Pabst,
Leo X., schrieb im Jahre 1517 einen Ablaß aus und bestimmte die dabei
einkommenden fteiwilligen Gaben zur Vollendung des Baues der pracht-
vollen Peterskirche in Rom. Die Verkündigung dieses Ablasses in
Deutschland trug er dem Erzbischöfe von Mainz, Albrecht von Bran-
denburg auf. Dieser bestimmte hierzu den Dominikanerorden.
Der vorgenannte Dominikanermönch, Johann Tetzel, erhielt den
Auftrag, den Ablaß in Sachsen zu verkündigen. Er that dies aber
in einer Weise, welche bei vielen großen Unwillen erregte. Da
schlug der Augustinermönch vr. Martin Luther am 31. Oktober
1517 fünf und neunzig Sätze, die sich hauptsächlich auf den Ablaß
bezogen, an die Schloßkirche zu Wittenberg, indem er alle Gelehrten
aufforderte, dieselben zu prüfen. Das gab die Veranlassung zur
Kirchentrennung — zur Reformation. — Tetzel und mit ihm
mehrere seines Ordens wurden über die Kühnheit des Augustiner-
mönchs höchst entrüstet. In Predigten und Schriften kämpften sie gegen
die Sätze, schalten den Verfasser einen Abtrünnigen und behaupte-
ten, daß er damit das Ansehen des Papstes und der Kirche angreife.
Diese Ausfälle reizten Luther zu einer heftigen Vertheidigung, bei
welcher ihn seine Ordensbrüder, die Augustiner, eifrig unterstützten.
Nun traten beide Theile feindselig gegen einander auf, verloren aber
im hitzigen Kampfe der Meinungen nur zu oft die Ruhe des Urtheils
sowohl, als auch des Gemüths. Hatte Luther anfangs, wie schon viele
vor ihm, nur gegen die Mißbräuche des Ablasses geeifert, so verwarf
er bald auch den Ablaß selbst. Und weil ihm seine Gegner das An-
sehen des Papstes, als des sichtbaren Oberhauptes der christlichen Kirche,
unablässig entgegenstellten, so läugnete er auch dieses und trennte sich
so nach und nach in mehreren Stücken von den Lehren und Satzungen
der katholischen Kirche.
Der Papst achtete zuerst wenig auf den Streit, den er für eine
bloße Zänkerei der Mönche hielt. Was aber anfangs nur Sache der
Gelehrten gewesen war, wurde bald Sache des Volkes. Es wurde
viel geredet und geschrieben, viel hin und her disputirt und immer mehr
Öl ins Feuer gegossen. Endlich kam eine päpstliche Verordnung oder
Bulle, welche eine Anzahl Sätze aus Luthers Schriften als Irrthümer
bezeichnete und den Urheber mit dem Banne bedrohte, wenn er nicht
binnen zwei Monaten widerriefe. Luther aber verbrannte die päpstliche
Bannbulle und das Kirchenrecht vor den Thoren Wittenbergs.
Unterdessen war der deutsche Kaiser, Maximilian I., gestorben (1519),
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Extrahierte Personennamen: Johann_Tetzel Johann Pabst Leo_X. Leo_X. Albrecht_von_Bran- Albrecht Johann_Tetzel Johann Martin_Luther Maximilian_I. Maximilian_I.
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Rom Deutschland Mainz Sachsen Wittenberg Luthers Wittenbergs
224
und der neugewählte Kaiser, Karl V., hatte einen Reichstag nach Worms
ausgeschrieben (1521), auf welchem neben vielen weltlichen, besonders
die kirchlichen Angelegenheiten geschlichtet werden sollten. Fast alle
deutschen Fürsten waren auf demselben anwesend. In ihrer Mitte trat
der päpstliche Legat auf und hielt eine feierliche Rede, in welcher er
bewies, daß Luther wirklich Säße lehre, die von der Kirche verdammt
worden seien. Dann setzte er hinzu, „es sei durchaus zwecklos, ihn
nach Worms zu berufen; denn die Erfahrung habe gezeigt, daß er sich
durchaus von niemandem belehren lasse, sondern bei seinen Jrrthümem
hartnäckig beharre." Allein die meisten Fürsten stellten dem Kaiser
vor, wie gefährlich es sei, einen Mann ungehört zu verdammen, dessen
Lehren schon so viele Anhänger gefunden hätten, und Karl stimmte ihnen
bei. Der Kurfürst von Sachsen wurde jetzt aufgefordert, Luther zum
Reichstage zu schicken. Dieser trat, nach Zusicherung eines freien Ge-
leites, am 4. April die Reise an. Am 16. April kam er in Worms
an. Die erste Frage, welche man in der glänzenden Versammlung vor
dem Kaiser, 6 Kurfürsten, 24 Herzogen, 8 Markgrafen, 30 Bischöfen
und vielen Prälaten und Gesandten an Luther richtete, war: ob er die
Bücher — welche man ihm vorzeigte — für die seinigen anerkenne;
und als er sich für deren Verfasser bekannte, fragte man ihn weiter:
ob er bereit sei, ihren Inhalt zu widerrufen. Er bat sich Bedenkzeit
aus, und als er am folgenden Tage seine Grundsätze vertheidigt hatte,
wies er die Aufforderung zum Widerrufe mit der Erklärung von sich:
„sein Gewissen erlaube ihm nicht zu widerrufen, so lange er nicht über-
zeugt sei, daß seine Meinung der Bibel widerspräche." Er schloß mit
den Worten: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir!
Amen." — Nun entließ man ihn mit dem Bescheide, daß er das
Weitere abzuwarten habe. Auf seiner Rückkehr ließ ihn sein Beschützer,
der Kurfürst Friedrich von Sachsen, auf das Schloß Wartburg
bringen. Dann wurde gegen ihn die Reich sacht ausgesprochen, so
wie gegen alle die, welche ihm anhangen oder ihn schützen würden
Sein Aufenthalt auf der Wartburg wurde vor Freunden und Feinden
sorgsam verborgen gehalten. Seine Gegner hielten ihn für todt; er
aber übersetzte dort die Bibel in die deutsche Sprache. Später verließ
er wider den Willen des Kurfürsten die Wartburg, eilte nach Witten-
berg und eiferte hier acht Tage nach einander in Predigten gegen die
Gewaltthaten, welche Karlstadt, Luthers Freund, daselbst verübt
hatte. Von nun an blieb Luther in Wittenberg, von wo aus sich seine
Lehre in Norddeutschland nach und nach über Sachsen, Thürin-
gen, Hessen, Mecklenburg, Braunschweig und Brandenburg
verbreitete, und in Süd deutsch land auch Eingang fand in die Städte:
Frankfurt a. M., Nürnberg, Augsburg, Straßburg u. s. w. Im Jahre
1546 starb Luther auf einer Reise zu Eisleben; der Kurfürst von Sachsen
ließ ihn zu Wittenberg begraben. Die Anhänger Luthers erhielten dm
Namen Protestanten, weil sie gegen den Beschluß des Reichstages
zu Sveier (1529), der alle Neuerungen in kirchlichen Dingen bis zur
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karl Karl Friedrich_von_Sachsen Friedrich Karlstadt
222
Der Kaiser, den das Ding verdroß
Und seiner Ritter Zagen,
Rief manchen tapfern Schildgenoß,
Den kühnen Strauß zu wagen;
Doch schon die zweite Woche schwand,
Und keiner noch dem Ritter stand,
Der immer stärker pochte.
Da ritt auf hohem, stolzem Roß,
In Waffen goldenhelle,
Ein Ritter von des Kaisers Schloß
Und rief: „Wohlauf, Geselle!
Heraus zum Kampf auf Spieß und Schwert,
Kannst einen Dank, der Mühe Werth,
Mit starker Faust dir holen."
Der Riese langte von der Wand
Den Eichbaum, seine Lanze,
Er nahm das breite Schwert zur Hand
Und ritt zum Waffentanze.
So kamen sie zu weitem Plan,
Das Volk zu tausend zog heran,
Denr Kampfe zuzuschauen.
Die brachen auf einander los,
Zwei leuchtende Gewitter;
Wie Donner kracht der Lanzenstoß,
Fest saßen beide Ritter.
Die Rosse aber kraftentmannt
Hinstürzten keuchend in den Sand,
An allen Gliedern bebend.
Und drauf die beiden Ritter schnell
Sich aus den Sätteln schwangen,
Die Schwerter zogen, daß sie hell
Auf Stahl und Panzer klangen.
Wie Eichensturz des Franken Schlag,
Wie Blitze schnell und zuckend brach
Des Deutschen Schwert hernieder.
Da zum gewalt'gen Streiche schwingt
Der Riese seine Wehre,
Der Ritter schnell zur Seite springt,
Entgeht des Hiebes Schwere,
Und schlägt mit einem Schlag gewandt
Dem Franken ab die rechte Hand:
Der sank in Schmerz zusammen.
Und an des Himmels weitem Schooß
Bricht sich der Jubel wieder,
Der Sieger schlägt den Helmsturz los.
Das Volk sinkt dankend nieder:
Der Ritter, der mit solcher That
Den deutschen Ruhm gerettet hat,
War Kaiser Max geheißen.
_______________ (t). Rappard.)
Maximilian I. starb 1519. Mit ihm geht die Zeit des Mittelalters zu
Ende, und unter seinem Nachfolger, Karl V.} welcher von 1519—1556 re-
gierte, beginnt die Geschichte der neuem Zeit.
26. Die Kirchentrennung. — Die Reformation.
(1517-1643.)
In den ersten Zeiten der Christenheit pstegte die Kirche die gröbern
Übertretungen der göttlichen Gebote mit besonderer Strenge zu bestrafen.
Für öffentliche Sünden wurden auch öffentliche Bußwerke auferlegt, um
das gegebene Ärgerniß zu sühnen. Die Theilnahme am öffentlichen
Gottesdienste war solchen Büßern versagt, nur am Eingänge der Kirche
durften sie stehen und im demüthigen Bußkleide die Hineingehenden um
ihre Fürbitte anflehen. Eine solche Vußübung währre oft mehrere Jahre
hindurch, wurde aber auch zuweilen, bei besonderm Eifer der Büßenden,
durch den Ablaß der Bischöfe gemildert, indem sie die durch die Kirchen-
gesetze vorgeschriebenen Bußübungen abkürzten oder in gute Werke ver-
wandelten. Nach und nach wurden die Ablässe häufiger, und zu den
Erfordernissen, sich derselben theilhaftig zu machen, gehörten — außer den
von der Kirche vorgeschriebenen Bußübungen — auch freiwillige
Beiträge an Geld zur Erbauung von Kirchen oder zu anderen reli-
giösen Zwecken. Es gab aber damals nicht wenige, die eine ganz irrige
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Extrahierte Personennamen: Max Max Rappard Maximilian_I. Karl_V. Karl_V.
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 18. Das Konzil zu Konstanz.
29
§ 18. Das Konzil zu Konstanz.
1. Zustünde im Reich und in der Kirche. Zu derselben Zeit, in
der sich im Reiche mehrere Kaiser bekämpften, herrschte auch in der Kirche
arge Verwirrung. Im Jahre 1305 hatte der König von Frankreich den
Papst gezwungen, seinen Aufenthalt in Avignon zu nehmen. Siebzig
Jahre haben die Päpste von hier aus die Kirche regiert. Sie waren in
dieser Zeit in der Gewalt der Könige von Frankreich und mußten sich deren
Willen fügen. Diese sogenannte „babylonische Gefangenschaft" der Kirche
wurde 1377 durch die Rückkehr des Papstes nach Rom beendet. Nun aber
traf ein noch größeres Unglück die Kirche; denn jetzt wählten einige französisch
gesinnte Kardinäle einen anderen Papst, der neben jenem Papste in Rom
von Avignon aus herrschte. Noch größer wurde die Verwirrung, als ein
Konzil (Kirchenversammlung) zu Pisa die beiden Päpste absetzte und einen
neuen Papst wählte. Jene Päpste regierten weiter, und so gab es gar drei
Päpste, die sich gegenseitig befehdeten. Das war ein überaus trauriger
Zustand, den fromme Christen tief beklagten, und der mancherlei Mißbräuche
in der Kirche und einen Verfall von Zucht und Sitte bei Geistlichen und
Laien zur Folge hatte. —
2. Konzil zu Konstanz. Als Kaiser Sigismund endlich allgemeine
Anerkennung gefunden hatte, da veranlaßte er den Papst, der in Rom
wohnte, dazu, daß er eine allgemeine Kirchenversammlung nach Konstanz
am Bodensee berief. Hier sollte 1. die Kirchenspaltung aufgehoben, 2. eine
Reformation (d. i. Verbesserung) der Kirche an Haupt und Gliedern vor-
genommen und 3. die Ketzerei ausgerottet werden. Im Jahre 1414 wurde
dieses Konzil eröffnet, das zugleich ein Reichstag war. Es war das glän-
zendste Konzil des ganzen Mittelalters; denn mehr als 3oo hohe geistliche
Würdenträger, eine große Zahl von Gelehrten, viele Fürsten und die Ver-
treter der Städte, sie alle hatten sich mit zahlreichem Gefolge in Konstanz
eingefunden. Zeitweise waren mehr denn 100 000 Fremde in der Stadt
anwesend. — Die erste Aufgabe wurde gelöst, indem man alle drei Päpste
absetzte und einen neuen Papst wählte. Die Reformation der Kirche wurde
aufgeschoben. Durch die Lösung seiner dritten Aufgabe ist das Konzil be-
sonders bekannt geworden.
3. Johannes Huß. Schon in der Zeit der Hohenstaufen hatte im
südlichen Frankreich ein Kaufmann, Peter Waldus, gegen die geltende
Kirchenlehre und den Papst geeifert und Anhänger gefunden, die sich
Waldenser nannten. Die Kirche bezeichnete diese von ihr Abgefallenen
als Ketzer. — Später griff in England der gelehrte Professor Wiklef eben-
falls die Kirche an. Seine Schriften wurden weithin verbreitet. Auch an
der Universität zu Prag wurden sie bekannt, und hier trat der Prediger und
Professor Johannes Huß als eifriger Verteidiger derselben auß — Er war
ein Böhme und stand als Prediger in hohem Ansehen. Er eiferte anfangs
gegen die Mißbräuche, die sich in die Kirche eingeschlichen hatten. Als er
aber gegen die weltliche Macht des Papstes predigte und für die Laien
auch den Kelch beim heiligen Abendmahl forderte, da wurde er mit dem
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
36
§21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
4. Reichstag zu Worms (1521). Inzwischen war nach Kaiser Maxi-
milians Tode sein Enkel Karl V. zum Kaiser gewählt worden. Derselbe
war zugleich König von Spanien (mit seinen neuen Besitzungen in Amerika,
s. § 20. B. 2, 3) und Herzog von Burgund, so daß man sagte, in seinem
Reiche gehe die Sonne nicht unter. Karl V. erschien 1521 das erste Mal
als Kaiser im Deutschen Reich und berief einen Reichstag nach Worms,
vor dem auch Luther erscheinen und sich verantworten sollte. Unter dem
Schutze eines kaiserlichen Geleitsbriefes, der ihm des Kaisers Schutz auf der
Hin- und Rückreise verbürgte, zog er, trotz der Abmahnung seiner Freunde,
nach Worms. Unter ungeheurem Zudrange des Volkes zog er in die Stadt
ein. Am folgenden Tage wurde er vor die glänzende Reichsversammlung
geführt und zum Widerruf seiner Schriften aufgefordert. Er erbat sich
einen Tag Bedenkzeit. Am folgenden Tage erschien er wieder vor dem
Reichstage und verteidigte seine Lehre in einer langen Rede. Als er darauf
aufgefordert wurde, seine Lehre zu widerrufen, da erklärte er: „Es sei denn,
daß ich aus der Heiligen Schrift oder mit hellen Gründen überwiesen
werde, so kann und will ich nicht widerrufen!" Obgleich der Kaiser Luther
hierauf in die Acht und damit für vogelfrei erklärte, so hielt er ihm doch
das freie Geleit; er gönnte ihm einundzwanzig Tage zur Rückreise. Erst
nach dieser Zeit sollte die Achtserklärung in Kraft treten. — Als Luther
auf dem Wege nach Wittenberg in die Nähe der Stadt Eisenach kam, wurde
er plötzlich von vermummten Reitern überfallen, aus dem Wagen gerissen
und auf die nahe Wartburg gebracht. Doch war der Überfall nur ein
scheinbarer; Kurfürst Friedrich der Weise hatte ihn angeordnet, um Luther
in Sicherheit zu bringen. Auf der Wartburg lebte dieser fast ein Jahr
unter dem Namen „Junker Jörg", von Freunden und Feinden für tot ge-
halten, und begann hier seine Bibelübersetzung.
5. Fortgang der Kirchenspaltung. Während dieser Zeit erregte
Luthers Freund Dr. Karlstadt, ein schwärmerischer und unklarer Mann,
viele Unruhe durch seinen Bildersturm. Er warf mit seinen Genossen die
Bilder, Altäre und Orgeln aus den Kirchen, verwarf die Kindertaufe und
forderte die Taufe der Erwachsenen. Kaum hatte Luther von diesem Un-
wesen Kunde erhalten, so kehrte er, trotz der Abmahnungen seines Kur-
fürsten, nach Wittenberg zurück und stellte bald Ordnung und Ruhe wieder
her. — Er arbeitete nun mit seinen Genossen, namentlich dem gelehrten und
milddenkenden Melanchthon, fleißig an seiner Bibelübersetzung. Seine
erste deutsche Bibel erschien 1534.
Auch ging er in Wittenberg an eine Neuordnung des Gottesdienstes.
Er schaffte die lateinische Messe und die Ohrenbeichte ab, spendete das heilige
Abendmahl in beiderlei Gestalt und hob das Zölibat der Geistlichen auf.
Die Klöster wurden geöffnet, und Mönche und Nonnen durften heiraten.
Luther selbst heiratete eine frühere Nonne, Katharina von Bora. Für
den Unterricht der Jugend sorgte er eifrig; er empfahl die Einrichtung von
Schulen aufs wärmste und verfaßte einen Katechismus, auch dichtete er viele
Kirchenlieder. — Die Reformation fand bei vielen Fürsten und Städten
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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§ 21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
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Eingang, namentlich in Norddeutschland, z. B. in Sachsen, Hessen, heimlich
Zunächst auch in Brandenburg.
Im Jahre 1525 trat der Hochmeister des Deutschen Ritterordens in
Ostpreußen, ein Hohenzoller, zu der lutherischen Kirche über. Dadurch
wurde das alte Ordensland in ein weltliches Herzogtum verwandelt, das
aber unter Polens Oberhoheit verblieb (s. § 15. A. 2.). — Aber die bei
dem alten Glauben gebliebenen Fürsten waren doch so mächtig, namentlich
weil auch der Kaiser ans ihrer Seite stand, daß sie auf dem Reichstage zu
Speier 1529 den Beschluß durchsetzten, die Neuerung dürfe nicht weiter
um sich greifen. Hiergegen protestierten Luthers Anhänger und wurden
darum Protestanten genannt. — Um die Spaltung im Reiche zu heben,
hielt Kaiser Karl V. schon im nächsten Jahre (1530) wieder einen Reichstag
ab, zu Augsburg. Hier übergaben die Evangelischen ihr von Melanchthon
verfaßtes Glaubensbekenntnis,die „Augsburger Konfession". Doch ward
eine Verständigung nicht herbeigeführt, vielmehr befahl der Kaiser den Evan-
gelischen, binnen Jahresfrist zum katholischen Glauben zurückzukehren. —
Diese bestimmte Erklärung schreckte die protestantischen Fürsten so, daß sie
in Schmalkalden (Thüringen) ein Schutzbündnis schlossen, den „Schmal-
kaldischen Bund". Da den Habsburgischen Erblanden des Kaisers aber
ein Einfall der Türken drohte, so gewährte er den Evangelischen, deren
Unterstützung im Kriege er brauchte, den Religionsfrieden zu Nürnberg
(1532), nach welchem bis zu einem allgemeinen Konzil in Religionssachen
Friede herrschen sollte.
6. Schweizer Reformation. Fast zu gleicher Zeit mit Luther trat
Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich, gegen die Lehren der Kirche auf. Er
stimmte in den meisten Stücken mit Luther überein, aber in Bezug auf das
heilige Abendmahl war er anderer Meinung wie Luther. Eine Einigung
konnte auch durch eine persönliche Zusammenkunft beider in Marburg nicht
erreicht werden. — Zürich und einige andere Kantone fielen Zwingli zu;
aber die Urkantone blieben der alten Lehre treu, und bald kam es zwischen
beiden Parteien zum Kriege. Zwingli, der als Feldprediger mit ausgezogen
war, fiel in der Schlacht bei Kappel. — Was dieser begonnen, setzte der
Franzose Johann Calvin fort. Er hatte um seines Glaubens willen sein
Vaterland verlassen müssen. In Genf fand er Aufnahme. Die Anhänger
dieser beiden Männer nennt man Reformierte oder Calvinisten; sie finden
sich besonders in der Schweiz, in dem westlichen Deutschland, in den Nieder-
landen und in Frankreich.
7. Bauernkrieg. Die Bauern waren damals mit ihrer Lage sehr
unzufrieden. Die Fürsten kümmerten sich um dieselben sehr wenig, und ihre
Grundherren bedrückten sie mit schweren Steuern und Frondiensten und
hielten sie in harter Leibeigenschaft.
Schon mehrmals waren in Süddeutschland deshalb Aufstände ausge-
brochen, und als die Bauern Luthers Lehre „von der Freiheit der Christen"
vernahmen, meinten sie irrigerweise, daß sie als freie Christen auch frei
sein sollten von den weltlichen Lasten. Gewaltige Massen der schwer-
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 19. Ausgang des Mittelalters und Anbruch einer neuen Zeit.
Banne belegt. Trotzdem fuhr er fort zu predigen und zu lehren. Seine
meisten Anhänger unter den Studenten waren Böhmen, denn die Deutschen
haßten ihn wegen seiner Feindschaft gegen ihre Nation. Ihrer viele
wanderten damals von Prag aus und gaben Veranlassung zur Gründung
einer zweiten deutschen Universität, der zu Leipzig.
4. Huß vor dem Konzil. Er wurde zur Verantwortung nach
Konstanz vor das Konzil geladen. Huß erschien auch, da ihm der Kaiser
sichere Hin- und Rückreise verbürgte. Aber bald nach seiner Ankunft wurde er
in das Gefängnis geworfen. Das Konzil verdammte seine Lehre und forderte
von ihm unbedingten Widerruf. Da er diesen verweigerte, so verurteilte man
ihn zum Feuertode. und am 6. Juli 1415 wurde er als Ketzer verbrannt.
In Konstanz übertrug Sigismund dem Burggrafen Friedrich von Nürn-
berg die Mark Brandenburg 1415 (s. § 25, 2).
5. Hussitenkrieg. Als die Böhmen die Nachricht von dem furcht-
baren Ende ihres geliebten Lehrers erhielten, ergriffen sie die Waffen.
Bauern und Handwerker, Ritter und Gelehrte scharten sich um den helden-
kühnen, aber wilden, einäugigen Ziska. Sie forderten das heilige Abend-
mahl in beiderlei Gestalt, und Priester trugen zum Zeichen dafür den Kelch
voraus. König Wenzel starb gleich nach den ersten Volksauflüufen in Prag,
und Sigismund wollten die Hussiten nicht anerkennen. Dieser führte ge-
waltige Heere zur Unterdrückung des Aufstandes nach Böhmen; der Papst
ließ das Kreuz gegen die hussitischen Ketzer predigen: aber vor den furcht-
baren Schlachtgesängen und dem wilden Mute der Hussiten hielt keines der
vielen Heere stand. An Ziskas Stelle trat später Prokop. Er führte,seine
Horden auch in die Nachbarländer: Sachsen. Brandenburg, Schlesien, Öster-
reich, Ungarn und Bayern. Schließlich kam ein friedlicher Vergleich zu-
stande. Man gewährte den Hussiten den Kelch und die freie Predigt.
Nun ward Sigismund als König von Böhmen anerkannt, 1436. Aber schon
im nächsten Jahre starb er, seine Länder und die Kaiserwürde seinem
Schwiegersöhne, einem Habsburger, überlassend.
§ 19. Ausgang des Mittelalters und Anbruch einer
neuen Zeit.
1. Des Reiches Gebrechen waren in den Hussitenkriegen deutlich
zu Tage getreten; Heer- und Gerichtswesen waren in dem übelsten Zu-
stande. Bei den Fürsten, hohen Geistlichen und freien Städten galt der
Kaiser nichts mehr, und die Kaiser sorgten fast nur für ihre Erblande.
Wieder wurde ganz Deutschland von wilden Kriegen durchtobt wie im Inter-
regnum. Auch gegen äußere Feinde zeigte es sich uneinig und darum
kraftlos. Die Türken eroberten 1453 Konstantinopel und drangen nach
Westen vor. Der Deutsche Ritterorden in Preußen mußte Polens Ober-
hoheit anerkennen. Die Schweiz, die Niederlande und ein großer Teil von
Lothringen gingen dem Reiche verloren. Da kam
2. Maximilian I. auf den Kaiserthron. Er war von hohem Wüchse
und großer Kraft und Geschicklichkeit. Er besaß einen hellen Verstand und
ein vorzügliches Gedächtnis. Dabei hatte er die Gabe, sich bei Fürsten
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Nürn- Friedrich Ziska König_Wenzel Sigismund Prokop Sigismund Maximilian_I.
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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§ 21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
es leider in jener Zeit, von ihrem altgewohnten Handelsbetriebe zu lassen,
darum schwand auch ihre Macht und Blüte. — Amerika lieferte Tabak,
Vanille, Kakao, die Chinarinde und vor allem die Kartoffel. Die bisher
aus Indien bezogenen Produkte, wie Zucker, Kaffee, Baumwolle u. s. w.
wurden jetzt auch in Amerika in größter Menge gewonnen. — Die Ein-
gebornen aber wurden von den Einwanderern wie Sklaven behandelt,
mußten die schwersten Arbeiten in den Pflanzungen und den Bergwerken
verrichten und starben darum massenhaft dahin. Als Ersatz führte man
den kräftigeren Neger nach Amerika, und so kam es zu dem abscheulichen
Sklavenhandel. — Auf die Erd- und die Naturkunde, auch auf die
Medizin wirkten die Entdeckungen umgestaltend.
Aufgaben: 1. Warum zog Kaiser Rudolf nicht nach Italien? 2. Vergleiche das
Auftreten Rudolfs mit dem früherer Kaiser (Otto I., Barbarossa)! 3. Wodurch machte
sich Ludwig der Bayer bei den Fürsten verhaßt? 4. Zeige, daß Karl Iv. mit Recht
genannt wurde: Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater! 5. Welche Bedeutung hat
der Kurverein zu Rense, welche die goldene Bulle? 6. Wie geriet Huß in Streit mit
dem Papste? 7. Welche Aufgaben hatte das Konzil zu Konstanz, und wie löste es dieselben?
8. Zeige, daß im 15. Jahrhundert die Herrlichkeit der alten Kaiserzeit dahin war! 9. Welche
Einrichtungen verdankte das Reich Maximilian I.? 10. Gib Unterschiede zwischen einem
Landsknecht- und einem Ritterheere an! 11. Welche Bedeutung hat die Erfindung der
Buchdruckerkunst? 12. Zähle die wichtigsten Entdeckungen auf und gib deren Folgen an!
§ 21. Die Spaltung in -er abendländischen Kirche.
1. Während zu Ende des 15. Jahrhunderts durch Erfindungen und
Entdeckungen im Erwerbsleben und in der Wissenschaft ein reges Vorwärts-
drängen stattfand, waren Verbesserungen kirchlicher Ubelstände nicht vorge-
nommen worden. Viele Geistliche und Laien erhofften sehnlichst die endliche
Abstellung der in die Kirche eingedrungenen Mißbräuche und Mißstände.
Da gab Luthers Auftreten den Anstoß zu heftigen Kämpfen auf kirchlichem
Gebiet, die zu einer Spaltung in der abendländischen Kirche führten.
2. Dr. Martin Luther wurde am 10. November 1483 zu Eisleben
geboren. Sein Vater war ein armer, aber frommer Bergmann und Bauer.
Einige Zeit nach des Sohnes Geburt zog der Vater nach Mansfeld. Ernst
und streng war die Erziehung des Knaben. Da er sich sehr begabt und
fleißig zeigte, so schickte ihn sein Vater auf die lateinische Schule zu Magde-
burg und dann nach Eisenach. Den vollen Unterhalt konnte ihm sein
Vater nicht gewähren, und darum ging der Knabe nach der Sitte jener
Zeit mit anderen armen Schülern vor die Häuser reicher Leute, um durch
den Gesang frommer Lieder Unterstützungen zu erlangen. — Sein Vater
wünschte, daß sein Sohn Martin ein Rechtsgelehrter werde. Darum bezog
derselbe die Universität zu Erfurt. Hier studierte er mit großem Fleiße,
und obgleich er ein fröhlicher Gesell war, begann er doch alle Morgen seine
Arbeit mit herzlichen! Gebete. Rechte Befriedigung fand er aber an dem
Studium der Rechtswissenschaft nicht, dagegen las er eifrig in der Bibel.
— Erschütternde Ereignisse, eigene schwere Krankheit, der plötzliche Tod
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Indien Amerika Amerika Italien Rudolfs Luthers Eisleben Mansfeld Eisenach Erfurt
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
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seines liebsten Freundes und ein Blitzstrahl, der dicht neben ihm in die
Erde fuhr, erschreckten ihn so, daß er gelobte, ins Kloster zu gehen. —
Er trat in das Kloster der Augustiner zu Erfurt. Sein Vater war über
diesen Schritt sehr erbittert. Im Kloster studierte Luther eifrig die Heilige
Schrift und befolgte streng alle Ordensregeln. Er erwarb sich große Ge-
lehrsamkeit; aber Ruhe für seine geängstigte Seele fand er nicht. — In
dieser Zeit gründete der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen in
Wittenberg eine Universität. 1508 wurde Luther auf Vorschlag des vr.
Staupitz als Lehrer an dieselbe berufen. Dieser Mann war der Vorsteher
der Augustinerklöster in Sachsen und hatte als solcher Luther als einen
gelehrten und frommen Mann kennen gelernt.
3. Der Ablaßstreit. Auf dem päpstlichen Stuhle saß damals Leo X,
ein kunstliebender Mann, der die Peterskirche in Rom neu und großartiger
aufbauen lassen wollte. Er schrieb deshalb einen allgemeinen und voll-
kommenen Ablaß aus. In Norddeutschland verbreitete die päpstlichen Ab-
laßbriefe der Dominikanermönch Johann Tetzel. Das Auftreten mancher
Ablaßprediger entbehrte aber der notwendigen Würde und erregte darum
Anstoß. Dazu kam, daß viele ungelehrte Leute meinten, durch Ankauf eines
solchen Ablaßzettels erlange man nicht nur Nachlaß der Kirchenstrafen, son-
dern auch die Vergebung der Sünden vor Gott. Darum wurde der Zu-
lauf des Volkes groß. Als Tetzel in die Nähe von Wittenberg, nach Jüterbog
kam, nahm Luther wahr, wie Kirchen und Beichtstühle leer wurden. Darum
schlug er am 31. Oktober 1517 an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg
95 Sätze, in denen er gegen den Mißbrauch, der mit dem Ablaß getrieben
wurde, auftrat. In wenigen Wochen waren diese Sätze durch ganz Deutsch-
land verbreitet, und es entbrannte ein heftiger Schriftenstreit zwischen Luther
und seinen Gegnern.
Als der Papst merkte, daß der Streit kein bloßes Mönchsgezänk sei,
berief er Luther zur Verantwortung nach Rom. Aber der Kurfürst von
Sachsen wollte diese Reise nicht zugeben, und auf seine Verwendung be-
stimmte der Papst, daß sich Luther vor dem Kardinal Kajetan in Augs-
burg verantworte. Luther sollte die in. den 95 Sätzen ausgesprochene Lehre
widerrufen. Aber er verweigerte den Widerruf. — Der Papst suchte nun
durch einen anderen Gesandten, den Freiherrn von Miltitz, einen feinen und
freundlichen Mann, Luther zum Schweigen zu bringen. Dieser versprach
zu schweigen, wenn seine Gegner schwiegen.
Doch dies geschah nicht, vr. Eck, einer der eifrigsten Gegner Luthers,
brachte in Leipzig eine öffentliche Unterredung zuwege. Beide Parteien
schrieben sich den Sieg zu. Eck begab sich darauf nach Rom, um ein energi-
sches Vorgehen gegen Luther zu veranlassen. Dieser trennte sich indessen
immer mehr von der herrschenden Kirchenlehre. Er wurde darum vom
Papste mit dem Banne belegt, vr. Eck brachte selbst die Bannbulle nach
Deutschland mit. Aber Luther verbrannte dieselbe öffentlich am 10. Dezember
1520 vor dem Elstertore zu Wittenberg und sagte sich damit gänzlich vom
Papste los. ; .
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 22. Der Schmalkaldische Krieg.
bedrückten Bauern rotteten sich 1525 in Süd- und Mitteldeutschland zu-
sammen und verübten an Rittern und Geistlichen, Burgen und Klöstern
die ärgsten Greuel. Die Fürsten und Herren taten sich zusammen, um
den Ansstand zu unterdrücken. Dies geschah im Süden durch den Truchseß
von Waldburg mit großer Härte. In Thüringen wurden die Vauernhorden
bei Frankenhausen geschlagen, ihr Führer Thomas Münzer gefangen
genommen und hingerichtet. In diesen Unruhen, Bauernkrieg genannt,
sind 150 000 Bauern umgekommen. — In dem auch lutherisch gewordenen
Münster fanden sich viele der falschen Propheten ein, die dem Bauernkriege
entronnen waren, gewannen hier die Oberhand und führten die Güter-
gemeinschaft, die Wiedertaufe Erwachsener und die Vielweiberei ein. Nach
langer Belagerung eroberte der vertriebene Bischof die Stadt und hielt ein
strenges Strafgericht über die Hauptaufwiegler.
8. Luthers Tod. Luther beklagte es tief, daß die Spannung zwischen
Katholiken und seinen Anhängern immer größer wurde. Ein blutiger Kampf
war kaum noch zu vermeiden, da der Kaiser der alten Lehre treu geblieben
war und aufs neue feindlich gegen die Protestanten auftrat. — Im Januar
1546 wurde Luther von dem Grafen von Mansfeld eingeladen, um einen
Familienstreit beizulegen. Auf der Hinreise erkältete er sich und starb am
18. Februar zu Eisleben, seine Seele Gott befehlend. Seine Leiche wurde
nach Wittenberg gebracht und in der Schloßkirche beigesetzt.
§ 22. Der Schrnalkalvische Krieg.
1. Den protestantischen Fürsten hatte es Vorteil gebracht, daß der
Kaiser, welcher ihren Neuerungen abhold war, in viele Kriege verwickelt
wurde. Gegen Frankreich hatte er vier große Kriege zu führen. Im ersten
derselben nahm er sogar den König von Frankreich bei Pavia gefangen.
Auch gegen die Türken hatte er mehrmals ziehen müssen, ebenso gegen
mohammedanische Seeräuber, die an der Nordtuste Afrikas einen eigenen
Staat gegründet hatten und den Handel des Mittelländischen Meeres schwer
schädigten. In allen diesen Kriegen hatte er auch die Hilfe der protestan-
tischen Neichsstände gebraucht und ihnen dafür, wenn auch widerwillig, manche
Zugeständnisse machen müssen. Jetzt waren alle diese Kriege beendigt, und
der Kaiser wollte nun die religiösen Streitigkeiten in Deutschland beilegen.
— Kurz vor Luthers Tode war endlich das lange versprochene Konzil zu
Trient in Welschtirol zusammengetreten. Auch die Protestauten wurden
zur Beschickung desselben aufgefordert. Sie meinten aber, an einem Konzil,
das der Papst leite, könnten sie nicht teilnehmen und beschickten dasselbe
nicht. Auch einen Reichstag des Kaisers besuchten sie nicht. Diese Weige-
rung erzürnte den Kaiser so sehr, daß er die Führer des Schmalkaldischen
Bundes, den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und den Land-
grafen Philipp von Hessen, in die Acht erklärte. Diese rüsteten sich mit
vielen protestantischen Städten zum Kampfe. Auf des Kaisers Seite standen
die katholischen Fürsten und Herzog Moritz von Sachsen — ein prote-
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Extrahierte Ortsnamen: Süd- Mitteldeutschland Thüringen Frankenhausen Mansfeld Eisleben Wittenberg Schloßkirche Frankreich Frankreich Pavia Afrikas Deutschland Welschtirol Sachsen